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Nützliche Neugier

Beitrag vom 22. Januar 2020

Nützliche Neugier

Bild: Heidrich

Benjamin Gück hatte kaum Vorstellungen von der Arbeit in einer Druckerei – nun ist er von seiner Ausbildung zum Medientechnologen Druck begeistert. Dabei hilft ihm seine nützliche Neugier.

Wenn Benjamin Gück am Wochenende mit seinen Freunden beim Bier zusammensitzt, kennt er das Etikett auf seiner Flasche genau. In den meisten Fällen hat er es nämlich selbst gedruckt! Der 21-Jährige ist Auszubildender zum Medientechnologen Druck bei der Multi-Color Corporation, kurz MCC, am Standort Hann. Münden.

MCC ist Spezialist für Premium-Etiketten und Zulieferer für große Getränkehersteller. Hier arbeitet Gück direkt an der Maschine, bereitet den Druck vor. Wenn es nach ihm geht, lassen sich die Eigenschaften eines guten Auszubildenden schnell zusammenfassen: „Seinen Pflichten nachkommen – aufmerksam sein – und viel von erfahrenen Kollegen mitnehmen.“

Nach seinem Fachabitur reiste er ein Jahr durch Asien und Europa: „Um Menschen und Länder kennenzulernen.“ Auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz stolperte er über die Anzeige der Etikettendruckerei. „Aber ich konnte mir unter dem Medientechnologen Druck nichts vorstellen.“ Aus Neugierde rief er Personalleiter Günter Lohmann an, informierte sich und entschied sich nach einem Werkbesuch für die Ausbildung: Nützliche Neugier.

Probleme und Lösungen notiert er gewissenhaft

Inzwischen ist Benjamin Gück im dritten Ausbildungsjahr, kennt sich mit Farbmustern, Lösemitteln und Druckmaschinen schon gut aus. Vor gut zwei Jahren verunsicherten ihn noch die Maschinen, die Lautstärke und der Geruch. Hinzu kommt, dass er aufgrund der lösungsmittelbasierten Farben im explosionsgeschützten Bereich arbeitet: „Da musste ich mich erst rantasten“, so Gück. „Jede Einstellung an der Maschine hat Auswirkungen auf das Druckergebnis. Da ist jedes Einzelteil wichtig für den gesamten Zusammenhang.“

Die Mischung macht’s: Vor dem Befüllen der
Maschine wird die Farbe noch einmal aufgerührt. Bild: Heidrich

Nun steht er vor der Maschine und erklärt, wie sich welche Farbe auf Kunststoff, Aluminium und Papier verhält. Er weiß, wie er Farben anmischen muss und wie er mit blauer oder schwarzer Farbe das Rot in eine dunklere Richtung lenken kann. Probleme löst er oft auf seine Art: „Ich habe mir eine kleine ‚Druckerbibel‘ geschrieben.“ Darin vermerkt er Probleme und ihre Ursachen, um sie zu lösen: „Wenn man nicht schnell handelt, entsteht an der Maschine eine Menge Müll – schließlich wickeln die Walzen bis zu 400 Meter lange Etikettenbahnen in der Minute auf.“

Hilft sein Buch nicht weiter, helfen der Maschinenführer oder der Meister. Der Zusammenhalt motiviert ihn. „Gerade die Arbeit mit den älteren Kollegen macht Spaß“, sagt Gück. „Nur diejenigen, die seit Jahren an den Maschinen stehen, kennen die Tricks.“

Nach der Ausbildung stehen einem viele Wege offen

Im Gegenzug bringt Gück frischen Wind in die Fabrik: „Wenn ich frage: ‚Warum machen wir das so?‛, müssen die Kollegen oft selbst überlegen …“

Routinier und Nachwuchskraft: Glück und sein Druckereimeister Helmut Rodewald. Bild: Heidrich

Wie es nach der Ausbildung weitergeht, weiß er noch nicht genau. Er möchte sich definitiv weiterbilden, vielleicht beginnt er sogar ein Ingenieursstudium im Bereich Druck. „Aber das hat noch Zeit. Erst möchte ich die Ausbildung abschließen und Berufserfahrungen sammeln.“

Auch seine Freunde wussten erst nicht, wie abwechslungsreich eine Ausbildung in einer Druckerei sein kann: „Sie meinten, stell dir einen normalen Drucker in die Ecke, dann kannst du drucken. Aber in den Dimensionen ist es natürlich etwas anderes.“ Seine Lehre empfiehlt er jedem weiter, der ein Auge für Details hat: „Es ist ein guter Einstieg. Man kann sich in viele Richtungen orientieren, danach stehen einem viele Wege offen.“

Ein Artikel von von Franziska Temmen und Carolin Makus. Zuerst erschienen am 23.10.2019 in der Wirtschaftszeitung aktiv


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